Ran an Maus & Tablet – das muss man Kindern nicht zweimal sagen. Sie wachsen längst ganz selbstverständlich mit Medien auf und haben Spaß am Experimentieren mit den kleinen, mobilen Geräten. In rund dreiviertel der Haushalte mit Kindern gibt es ein Tablet und ein Streaming-Abonnement. Die Ausstattung mit Smartphones liegt bei nahezu 100%, mit digitalen Fotokameras bei 80%. Durchschnittlich findet der Einstieg in die Medienwelt mit unter 1 Jahr statt. Ausführliche Untersuchungen zur familiären Medienausstattung und -nutzung sind z.B. hier nachzulesen: Grunddaten Kinder und Medien 2023, saferinternet.at 2020, KIM-Studie 2022, Mini-KIM 2023.
Schon Kleinkinder gehen intuitiv mit der digitalen Technik um, tippen und wischen und freuen sich darüber, dass sie auf dem Monitor Reaktionen ausgelöst haben.
Kindergartenkinder bedienen oftmals selbstständig den CD-Player, den Fernseher oder das Radio, wissen, wie sie die Bildschirmsperre des Smartphones lösen können, und knipsen mit digitalen Fotokameras ihren Alltag. Rund die Hälfte greift täglich zum (Bilder-)Buch, etwa ebenso viele sehen täglich fern.
Die im Juni 2024 veröffentlichte MiniKIM-Studie 2023 zeigt auf, dass seit der letzten Erhebung von 2020 der persönliche Zugang der Zwei- bis Fünfjährigen zu smarten Geräten zugenommen hat. Mit einer Steigerung um 50% gegenüber 2020 hat nun jedes fünfte Kleinkind ein eigenes Tablet zur Verfügung, bei den Vorschulkindern (4-5 Jahre) sind es bereits 28 Prozent. Und nach Angaben der Eltern verfügt bereits jedes zehnte Kind im Alter von zwei bis fünf Jahren
über ein eigenes Handy oder Smartphone. Im Vergleich zu 2020 sind deutlich mehr Sprachassistenten in den Haushalten verfügbar und 81% der Familien verfügen über ein Streaming Abo, jede fünfte Familie (22 ) hat zumindest ein PayTV-Angebot abonniert. Fasst man alle Bewegtbildoptionen von Streamingplattformen über Mediatheken bis zum klassischen Fernsehen zusammen, nutzen 84 der Kleinkinder wöchentlich zumindest eines dieser Angebote. Durchschnittlich liegt die tägliche Bildschirmzeit in der Altersgruppe der 2- bis 5-Jährigen bei 87 Minuten. Indem Eltern die große Anzahl an Medien zunehmend auch kleinen Kindern zugänglich machen, wächst auch deren Verantwortung, die Mediennutzung zu begleiten und altersgerecht zu gestalten. Wichtig hierbei sind auch Filtersoftware- und Schutzprogramme, die wenn sie auf den genutzten Geräten und Betriebssystemen installiert sind, einen zusätzlichen Schutz ermöglichen sowie medienerzieherische Maßnahmen unterstützen. Doch obwohl es eine Reihe von technischen Möglichkeiten gibt, kennt knapp die Hälfte der befragten Eltern keine Filterprogramme und 35 Prozent wissen nicht, wo sie sich zu diesem Thema informieren können. Weitere Ergebnisse der MiniKIM-Studie 2023 können hier nachgelesen werden: www.mpfs.de/studien/minikim-studie/2023
Obwohl oftmals schon kleine Kinder scheinbar ganz souverän mit den Geräten umgehen, müssen Erwachsene ihre Erziehungsverantwortung und Vorbildfunktion ernst nehmen und sie sollten nicht aus dem Blick verlieren, dass Kinder Medieninhalte anders verstehen als wir Erwachsenen.
Im Kindergartenalter ist die Wahrnehmung von Medieninhalten stark von den kindlichen Erfahrungen, ihrem bisherigen Wissen geprägt, d.h. je dichter die Inhalte an der eigenen Lebenswelt sind, umso intensiver nehmen Kinder sie wahr, umso mehr berühren und beschäftigen sie sie. Verschiedene Handlungsstränge oder Zeitsprünge sind für sie nicht nachvollziehbar, Realität und Fiktion, Programm und Werbung nur schwer oder gar nicht zu trennen.
Für die Nutzung von Spielapps lässt sich beispielsweise beobachten, dass ein Kind die Pfanne auf dem Display nicht berühren will, weil es weiß, dass Pfannen heiß sind (vgl. Feil 2016).
Kindergartenkinder sollten Medien also nicht alleine nutzen. Erwachsene sollten dabei sein und Offenheit und Interesse zeigen, um dem Kind die Möglichkeit zu geben, Fragen zu äußern und so Inhalte zu verstehen und zu verarbeiten.
Ausführliche Informationen zur kindlichen Medienwahrnehmung hat das JFF – Institut für Medienpädagogik zusammengestellt: kinder.jff.de/information/aufwachsen-mit-medien
Spätestens im Grundschulalter sind Kinder in der Bedienung der verschiedenen Geräte sehr versiert, sie stellt nicht mehr wirklich eine Herausforderung für sie dar. Das gilt nicht unbedingt für die Inhalte. Dass Medien gemacht sind, man nicht alles glauben kann, was gedruckt oder gesendet wird, was Werbung bezweckt, wie man sich im Internet bewegt, sich in der Informationsflut zurechtfindet, wo Gefahren lauern… hier gibt es durchaus noch Informations- und Unterstützungsbedarf.
Es geht also nicht unbedingt darum, Kinder an Medien heranzuführen, sondern ihnen einen bewussten, sinnvollen, kompetenten Umgang damit zu vermitteln. Und Medien können kreativ und zur Unterstützung von Bildungszielen in Kindergarten und Grundschule eingesetzt werden.
Mit diesem Materialpaket wollen wir pädagogische Fachkräfte anregen, sich auf den Weg zu machen und Medien im Bildungsprozess einzusetzen. Die Faszination und Begeisterung, die Kinder Medien und ihren Inhalten entgegenbringen, birgt eine große Motivation in sich, die für den Bildungsprozess nicht ungenutzt bleiben sollte.
Wie macht man sich auf den Weg, um medienpädagogisch aktiv(er) zu werden, Medien zu thematisieren und sie als Werkzeug in pädagogischen Prozessen einzusetzen? Mit diesem Materialpaket wollen wir pädagogische Institutionen dabei unterstützen und haben zahlreiche Informationen, Anregungen, Tipps und Methodenbausteine zusammengestellt.
Informationen über medienpädagogische Beratungs- und Fortbildungsangebote in Hessen finden Sie im Kapitel Institutionen & Initiativen. Für andere Bundesländer können solche Informationen z.B. bei den jeweiligen Landesmedienanstalten abgerufen werden (auf www.die-medienanstalten.de gibt es eine Übersicht aller Landesmedienanstalten).
Ene Mene Medien – 3 Bausteine für die Medienarbeit in Kitas ist ein solches Beratungs- und Fortbildungsangebot, das Kitas in Hessen nutzen können. Lesen Sie hier: Eine Kita, die sich “auf den Weg gemacht hat”, im Gespräch mit Jochen Wilke vom Blickwechsel e.V.
Ein weiteres Angebot ist das Internet-ABC, das die sichere und kompetente Nutzung des Internets vermittelt. Als Ratgeber im Netz bietet es konkrete Hilfestellungen und Informationen über den verantwortungsvollen Umgang mit dem World Wide Web. Die werbefreie Plattform richtet sich mit Erklärungen, Tipps und Tricks an Kinder von fünf bis zwölf Jahren, Eltern und Pädagogen. Das Projekt wird von dem gemeinnützigen Verein Internet-ABC e. V. getragen.
www.internet-abc.de
Weitere Angebote in Hessen finden Sie auf www.medienanstalt-hessen.de/medienkompetenz sowie auf den Seiten der Institutionen, die wir in der Rubrik Institutionen & Initiativen vorstellen.