Dreh dein Ding: Musikvideos selbst gemacht

Zielgruppe: Kinder ab 8 Jahren
Dauer: 3 bis 5 Tage
Technische Voraussetzungen: Videokamera, Computer (in den MOKs in Hessen kostenfrei ausleihbar)
Software: Schnittprogramm für den Computer, z.B. Adobe Premiere oder Pinnacle
Organisationsform: Gruppenarbeit
Lernziele: Basiskompetenzen: Storytelling, Kamerahandhabung, Bildbearbeitung, Computerarbeit, Körperbewusstsein/Körperausdruck
Medienkompetenzen: Bildanalyse, Bildgestaltung, Auseinandersetzung mit Medienbildern im eigenen Alltag (Bewertungs- und Orientierungskompetenzen in Bezug auf Nutzung des Mediums Video), kreative Nutzung vorhandener Medientechnik in Einrichtungen und bei Teilnehmern
Sozialkompetenzen: Kreativität, Auseinandersetzungsfähigkeit, Selbstdarstellung, Selbstkritik, Teamarbeit
Musikvideo

Warum Musikvideos?

Schon während des letzten Kindergartenjahres, erst recht aber mit dem Schuleintritt, blicken die Kinder über den Tellerrand des familiären Umfelds hinaus in die Lebenswelt älterer Kinder. Zu dieser coolen Lebenswelt der Großen gehört auch die Welt der Popmusik. Musik allgemein bietet große Potentiale für Kreativität und den Ausdruck der eigenen Gedanken und Gefühle. Was also liegt näher, als dieses Format zu nutzen und es mit eigenen, kindgerechten Inhalten zu füllen? Durch diesen Aneignungsprozess wird es den Kindern ermöglicht, eine eigenständige, kritische Haltung zu diesem Medium zu entwickeln.

Die Produktion eines Musikvideos erfordert Absprache und Zusammenarbeit und macht einfach viel Spaß. Gleichzeitig bilden Musikvideos einen lebensweltlichen Anknüpfungspunkt, anhand dessen die Kinder Technik-, Bewertungs- und Orientierungskompetenz hinsichtlich des Mediums Video erlangen können.

Rezept für ein Musikvideo-Projekt

Zutaten

Ein gutes Lied, drei bis fünf freie Tage, eine Videokamera, einen Computer und eine Gruppe Kinder, die Lust hat, etwas Neues auszuprobieren. Mehr braucht es nicht, um ein Musikvideo zu erstellen!

Zubereitungszeit

Drei, vier oder fünf Tage Projektarbeit? Überlegen Sie sich zunächst ein realistisches Zeitfenster, das in Ihren pädagogischen Alltag passt und schaffen Sie Freiräume für sich und die Kinder. Als tägliche Arbeitszeit mit den Kindern wird zwischen 4 und 6 Stunden empfohlen, je nach Alter der Zielgruppe.

Vorbereitung

Soll das Musikvideo veröffentlicht werden, also bei Elternabenden gezeigt werden, auf die Homepage der Einrichtung kommen oder in den regionalen Bürgerfernsehsendern in Offenbach, Kassel, Fulda oder Gießen verbreitet werden? Dann müssen Sie vorab eine Einverständniserklärung der Eltern zur Nutzung von Bild-, Audio- und Videoaufnahmen der Kinder einholen. Eine Vorlage finden Sie hier.
Planen Sie hierfür ausreichend Vorlaufzeit ein! Tipp: Kinder, die nicht gezeigt werden dürfen, können Aufgaben hinter der Kamera übernehmen. Machen Sie sich zu Beginn des Projektes zudem mit der Technik vertraut und überlegen Sie, ob Sie personelle Hilfe bei der Umsetzung des Projektes brauchen. Ideal ist es, wenn ein Betreuer mit sechs bis acht Kindern zusammenarbeitet.

Musikauswahl und Drehbuch

Damit Sie und Ihre Gruppe sich an den Projekttagen ganz der Produktion des Videos widmen können, ist es sinnvoll, mit der Gruppe ein Vortreffen abzuhalten, um zu klären:

1. Welches Lied nehmen wir für unser Musikvideo? Klären Sie zunächst mit den Kindern, was sich am besten eignet und möglichst vielen gefällt. Achten Sie auch auf die Länge des Songs und bevorzugen Sie lieber kürzere Titel, damit die Umsetzung gerade bei dreitägigen Projekten realistisch bleibt!

2. Was für einen Film möchten wir drehen? Soll es ein Tanzvideo werden oder wollen wir eine Geschichte erzählen? Im ersten Fall wird eine Choreographie gebraucht. Gruppen, die sich für ein Tanzvideo entscheiden, haben meist auch sehr gute Ideen hierfür. Im zweiten Fall, hören Sie sich das Lied mit den Kindern an, besprechen Sie Text und Stimmung des Stücks. Daraus können sich die Kinder zu Ideen für eine kleine Handlung inspirieren lassen. Die wichtigsten Infos zur Drehbucharbeit können hier heruntergeladen werden.
Die Handlung wird nun Bild für Bild in das Storyboard eingetragen. Eine Vorlage dafür finden Sie hier. In einem Film wechseln die Position der Kamera und die Größe des Bildausschnitts alle paar Sekunden, auch das wird ins Storyboard eingetragen. Eine Erläuterung, wie das funktioniert, finden Sie hier. Ein sorgfältig erstelltes, gutes Drehbuch erleichtert die Arbeit beim Dreh und am Schnittplatz später ungemein.

3. Wo wollen wir drehen und welche Requisiten und Kostüme brauchen wir? Klären Sie, wer was mitbringt und bewahren Sie die Sachen während der Drehzeit in Ihrer Einrichtung auf, damit sie bei Bedarf zur Hand sind. Gemeinsam mit den Kindern erstellen Sie anschließend einen Drehplan inkl. Drehorte. Bedenken Sie, dass für manche Drehorte Drehgenehmigungen gebraucht werden (auf Privatgelände oder in Gebäuden z.B. vom Besitzer) und holen Sie diese vor Drehbeginn ein.

4. Wer möchte welche Aufgabe übernehmen? Wer spielt vor der Kamera, wer bedient die Kamera, wer macht die Aufnahmeleitung und sagt allen, was laut Storyboard gerade dran ist?

Die drei Projekttage

Tag 1:
Beginnen Sie den ersten Tag mit einer Einführung in die Kameratechnik: Wie baue ich ein Stativ auf? Wie nehme ich mit der Kamera auf? Welche Einstellungsgrößen gibt es? Nun können Sie mit dem Videodreh bereits beginnen und mit Hilfe des Storyboards erste Szenen verfilmen. Beenden Sie den Tag mit einer Abschlussrunde gemeinsam mit den Kindern. Was lief gut, was schlecht, was müssen wir in den nächsten Tagen ändern?

Tag 2:
Das ist ein kompletter Drehtag. Besprechen Sie mit den Kindern zum Start nochmals, was heute genau passieren soll, welche Szenen gefilmt werden und dass die Dreharbeiten heute beendet werden müssen. Das mit den Kindern entwickelte Storyboard ist weiterhin Ihre Grundlage. Gegen Ende des Drehtages sollten Sie wie am Vortag 15 bis 20 Minuten für die Tagesreflexion einplanen.

Tag 3:
Als Vorbereitung zum Schnitt ist es ratsam, zunächst mit der Gruppe das Storyboard wiederholt zu besprechen und dann das gedrehte Material gemeinsam zu sichten. Nach einer Einführung in die Videoschnittsoftware geht es dann an die Postproduktion und den Endschnitt mit den Kindern. Da der Schnitt viel Konzentration erfordert, ist es sinnvoll, die Kinder in Gruppen von höchstens drei Personen schneiden zu lassen und den Rest der Gruppe anders zu beschäftigen. Nach einer halben Stunde wird dann gewechselt, so dass alle einmal drankommen. Mit einer abschließenden Feedbackrunde und dem gemeinsamen Anschauen des Musikvideos endet das Projekt. Gratulation an alle! Hoffentlich hat das Projekt Groß und Klein Spaß gemacht.

Hinweis:
Bei einer fünftägigen Projektlaufzeit kann jeweils ein zusätzlicher Dreh- und Schnittag eingeplant werden.
Wer noch keine Vorerfahrung mit Kamera, Stativ und Mikrofon hat, sollte sich im Rahmen einer Fortbildung, bspw. in einem Medienprojektzentrum Offener Kanal in Kassel, Gießen, Fulda oder Offenbach, in die richtige Handhabung einführen lassen. Im Optimalfall werden alle Phasen des Projekts durchlaufen und am Ende steht als Ergebnis eine kurze fertige Videoclipszene.

Bitte beachten: Die Rolle der GEMA
Die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) ist eine Verwertungsgesellschaft, die zwischen Urhebern und Nutzern von Musik vermittelt. Die GEMA vertritt die Rechte der Urheber: Komponisten, Textdichter, Musikverlage etc. und gibt die Einnahmen an die Urheber weiter. Sie nimmt die Rechte der Urheber nicht nur im nationalen Rahmen wahr, sondern sichert diese auf Basis von Gegenseitigkeitsverträgen mit ausländischen Verwertungsgesellschaften außerhalb Deutschlands. So muss auch für Werke von nicht deutschsprachigen Künstlern bei öffentlicher Vorführung gezahlt werden.

Was bedeutet das für unser Musikvideo?
Soweit es sich um die Verwendung von Musik (auch nachgespielter!) im öffentlichen Bereich handelt (bspw. TV-Ausstrahlung, Homepage, Feste), ist eine Abgeltung der Nutzung durch die Erhebung der GEMA -Gebühr vorgeschrieben. Die GEMA-Gebühr wird ab der ersten Sekunde der Nutzung fällig. Ist die Herkunft einer Musik nicht zu klären, ist sie automatisch als GEMA-pflichtig zu behandeln. Das heißt für Sie konkret: Soll das Musikvideo einer Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, müssen Sie mit der Verwertungsgesellschaft Kontakt aufnehmen oder Sie strahlen das Musikvideo über einen Offenen Kanal in Ihrer Nähe aus. Die Bürgerfernsehsender in Hessen beispielsweise haben die Verbreitung von GEMA-pflichtiger Musik bereits vertraglich geregelt.

Mehr Infos unter: www.gema.de

Links / Literatur / Material zum Thema

MekoKitaService – Januar 2016:
Unsere Kita – ein kreativer Musikclip

Neumann-Braun, Klaus; Mikos, Lothar (2006): Videoclips und Musikfernsehen –
Eine problemorientierte Kommentierung der aktuellen Forschungsliteratur, Düsseldorf.

www.medienpaedagogik-praxis.de/2012/12/01/rap-video
Anleitung und Tipps zur Erstellung eines Rap-Videos

www.medienpaedagogik-praxis.de/2012/12/03/rhythm-clip
Anleitung und Tipps zur Erstellung eines Videoclips aus Alltagsgeräuschen

Wissenswertes / Materialien zu Konzept, Dreh und Schnitt
www.schools-on.de/download/2_Das_Konzept.pdf
www.schools-on.de/download/5_Der_Dreh.pdf
www.schools-on.de/download/8_Schnitt.pdf
[Quelle: Tutorials des ProSieben-Wettbewerbs SchoolsON, Herausgeber: ProSiebenSat.1 Media SE (www.prosiebensat1.com); Urheber: Jan Rooschüz, Landesverband Kinder- & Jugendfilm Berlin e.V. (www.kijufi.de)

Broschüre: Alles geklärt? Medienproduktion & Recht. Tipps für die Praxis
(Hrsg.: Medienanstalt Berlin-Brandenburg, 2016)
www.lmk-online.de/fileadmin/user_upload/Bilder/07_OK-TV/07_Informationen/Alles_Geklaert_2016.pdf

Bei Fragen zur Umsetzung, zum Technikverleih oder zur Verbreitung stehen Ihnen die Medienprojektzentren Offener Kanal in Hessen gerne zur Verfügung.
www.medienanstalt-hessen.de/medienprojektzentren

VideoBeispiel:
www.mediathek-hessen.de/medienview_10233_Maren-Habicht-OK-Offenbach-Frankfurt-Zombieinvasion.html