Ohne Handy … läuft, lernt, isst, trifft … sichs besser!

Zielgruppe Grundschüler/-innen der 3. und 4. Klasse
Dauer Ein bis zwei Projekttage
Technische Voraussetzungen Tablet oder Handy von Apple oder Android
Software App iMovie (Apple) oder App kinemaster (Android)
Organisationsform Kleingruppenarbeit mit Rollentausch
Lernziele Aktive Gestaltung eigener Medienprodukte (Kurz-Clips in der Länge von 0:30 bis zu 1:30 Minuten), Phantasie und Experimentierfreude, Wirkung von unterschiedlichen Einstellungsgrößen, Umgang mit mobilen Endgeräten (Tablets/Handy oder Videokamera), Kennenlernen und Anwendung von Film-Apps, ‚Gefahren‘ der Handy-Nutzung kennen- und bestmöglich vermeiden lernen
Mit Handy auf dem Sofa

Mit der Umsetzung dieser Praxisidee wird das Bewusstsein von Schülerinnen und Schülern der Klassen 3 und 4 für einen verantwortungsvollen Umgang mit Handhelds, insbesondere mit dem eigenen Handy geschärft. Chancen und Risiken der Handynutzung werden durch eine ganzheitliche, methodisch-didaktische Herangehensweise veranschaulicht. Die Schüler/-innen denken nicht nur gezielter über ihr eigenes Handy-Nutzungsverhalten nach, sondern reflektieren mit Klassenkameraden und Klassenkameradinnen gemeinsam, wie sie besser mit dem Smartphone umgehen können.

Medienprojektwoche MOK Gießen 2

Diese Projektphase wird durch die Produktion eigener kleiner Beispielfilme abgelöst. Eine Einführung in die Funktionsweise einer Videokamera, in unterschiedliche Einstellungsgrößen und Aufnahmeempfehlungen gehen dem Dreh der Clips voran. Die Schüler/-innen lernen, wie ein Film entsteht. Gleichzeitig sind sie auch als Schauspieler/-in, Aufnahmeleiter/-in und Ideengeber/-in gefragt.

Medienprojektwoche MOK Gießen 3

Nach dem Dreh erfahren die Schüler/-innen, wie die Filmszenen an einem digitalen Schnittplatz nachbearbeitet werden können. Während des Schnitts lernen sie, welche dramaturgischen Möglichkeiten die Postproduktion bietet und wie sie geschickt Kopf, Herz und Bewusstsein der Zuschauer/-innen ansprechen und lenken können. Es vollzieht sich ein Wandel vom Lernenden zum Lehrenden.

Das Projekt macht so viel Spaß, dass Projektinhalte schnell verinnerlicht und noch lange in den Köpfen der Teilnehmer/-innen verankert bleiben. Ohne Handy … läuft, lernt, isst, trifft … sichs (eben) besser!‘

1. Brainstorming

Zunächst lassen Sie die Schülerinnen und Schüler (kurz: SuS) einen Stuhlkreis bilden. Anschließend regen Sie einen Gedankenaustausch in Form eines Brainstormings an. Thema: ‚Mögliche Gefahren der Handy-Nutzung‘. Alle Ideen der Schüler/-innen werden an der Tafel oder auf einem Flipchart zunächst ohne Wertung gesammelt und im Anschluss geclustert. Am Ende entscheiden Sie gemeinsam mit den Schüler/-innen, zu welchen möglichen Gefahren ein kurzer Clip produziert werden soll. Beispielsweise zu Gefahren der Handynutzung während der Hausaufgaben, bei Tisch, beim Laufen, beim Freunde treffen …

2. Five-Shot-Regel

Dass Filmschaffende Handlungsvorgänge nicht nur in der Einstellungsgröße ‚Totale‘ drehen sollten, ist eine Binsenweisheit. Handlungen stets aus ein und derselben Entfernung zu drehen ist langweilig. Damit Ihre Schüler/-innen lernen, wie sie mit wenigen Einstellungsgrößen einen attraktiven und abwechslungsreichen Clip produzieren können, zeigen Sie den Youtube-Film “Retter TV” – Filmwerktstatt, Folge 1 (www.youtube.com/watch?v=iNZAOj05Agk). Der Clip zeigt, wie mit fünf verschiedenen Aufnahmen (Shots) eine Handlung kurz und prägnant erzählt werden kann.

Ergänzend oder alternativ findet Sie unter www.youtube.com/watch?v=-zrOLLVAwmk ein weiteres Tutorial für Kinder: “Videos mit dem Smartphone drehen”. Beide Clips sind ein guter Einstieg in die kreative Videoarbeit!

3. Storyboard – Der Film auf Papier:

Storyboard Textblasen

Im Anschluss überlegen Sie gemeinsam mit den Schüler/-innen, wie die einzelnen Filmideen anhand der 5-Shot-Regel praktisch umgesetzt werden können und denken darüber nach, an welchem Ort und mit welchen Bildern die Handlungsabläufe inszeniert werden sollen. Hier kann es hilfreich sein, jede Einstellung als kleines Bild (Storyboard) für alle sichtbar zu skizzieren und gleichzeitig die Reihenfolge der Aufnahmen festzulegen. Das kann auch in Kleingruppen geschehen. Auf www.mediencommunity.de wird eine Vorlage im PDF-Format zur Erstellung eines Storyboards zur Verfügung gestellt.

4. Der Dreh – Aufnahmen mit Tablet oder Handy

Ist die Abfolge der Bilder geklärt, können Sie die Klasse in einzelne kleine Produktionsteams aufteilen. Jede Gruppe erhält ein Aufnahmegerät. Am einfachsten ist es, die Videofunktion eines Handys oder Tablets zu nutzen. Diese Funktion werden die meisten, wenn nicht sogar alle Schüler/-innen kennen. Jedes Handheld, sei es ein Handy oder Tablet, verfügt über eine integrierte Videofunktion. Sie befindet sich unter dem Icon ‚Kamera‘.

Bitte beachten Sie folgendes, wenn Sie mit einer Videokamera drehen möchten:

Natürlich ist der Dreh auch mit einer Videokamera möglich. Die auf der SD-Karte gespeicherten Bilder müssen Sie im Anschluss mit einem auf einem PC installierten Schnitt-Programm Ihrer Wahl nachbearbeiten. Es gibt eine große Anzahl von unterschiedlichen Schnittprogrammen, wie beispielsweise Final Cut pro (Apple), Premiere Elements (Adobe), Pinnacle Studio 19,5 oder das kostenlose MovieMaker (Microsoft). Alternativ können Sie die Aufnahmen zunächst auf dem PC als Datei ablegen, um sie anschließend, wie bei einzelnen Fotos auch, wiederum von dort auf das Handheld zur Postproduktion zu übertragen. Moderne Rechner verfügen bereits über einen SD-Karten-Slot.

Übrigens: Die Offenen Kanäle in Gießen, Fulda, Kassel und Rhein-Main verleihen gebührenfrei Kameras und bieten gerne professionelle Unterstützung an.

Medienprojektwoche MOK Gießen

Jede Kleingruppe dreht mit dem Aufnahmegerät seiner Wahl eine Szene nach der anderen ab. Bitte klären Sie im Vorfeld mit den Produktionsteams, wer welche Aufgabe übernimmt. Dabei schlüpfen Ihre Schüler/-innen in unterschiedliche Rollen:

Aufnahmeleiter/-in: ordnet und organisiert den Dreh anhand des Storyboards
Kamermann/-frau: steuert die Aufnahmen und übernimmt die Regie mit dem Kommando “Kamera läuft, Ton ab und bitte!”
Ton-Techniker/-in: führt eine Tonprobe durch, pegelt an der Kamera den optimalen Ton ein und führt das Mikrofon (dies ist nur in Verbindung mit einer Videokamera mit externem Mikroeingang möglich!)
ggfs. Maske: Vielleicht hat die Kleingruppe Spaß, sich Gedanken über das Outfit der Schauspieler/-innen zu machen und sorgt auch für das passende Make-up …
Ohne Schauspieler/-innen geht gar nichts: Wer mag also vor der Kamera stehen?

Lassen Sie die jeweilige Einstellung und Kameraführung am besten vor der Aufnahme kurz einüben. Gelingt eine Aufnahme nicht, kann sie stets wiederholt werden. Meistens ist die letzte Einstellung die Beste für den anschließenden Schnitt.

Audioaufnahmen, vor allem gesprochener Text, lassen sich natürlich auch mit Handhelds durchführen. Bitte beachten Sie dabei, dass die Tonqualität je nach Abstand zur Aufnahmequelle grenzwertig sein kann. Je weiter sich das Handy oder Tablet vom Set entfernt, umso schlechter wird der Ton. Abhängig von Ihrem Anspruch bzw. dem der Schüler/-innen garantiert ein an einer Videokamera extern angeschlossenes Mikrofon bessere Tonaufnahmen. In diesem Fall gilt es abzuwägen, ob die Clips ggfs. auch ohne Dialoge auskommen können. So braucht die jeweilige Produktionsgruppe gegen Ende des Schnitts nur noch Originalgeräusche und Musik hinzuzufügen.

5. Der Schnitt – ein richtiger Film entsteht

Ist der Dreh abgeschlossen, können Sie gemeinsam mit Ihren Schüler/-innen das gedrehte Film-Material auf dem Handy sichten. Shots (Aufnahmen), die nicht gelungen sind, werden gleich gelöscht. Als nächstes erfolgt der Schnitt. Dazu laden Sie, entweder bereits im Vorfeld des Projektes, oder gemeinsam mit Ihren Schüler/-innen die für die Handys oder Tablets Ihrer Wahl richtigen Apps herunter.

Die App iMovie (für Apple-Geräte) kann kostenfrei im AppStore heruntergeladen werden. Eine anschauliche Einführung in die App ist auf Youtube unter www.youtube.com/watch?v=IqHW8tpnYRk abrufbar.

Die App KineMaster (für Android-Geräte) kann ebenfalls kostenfrei im PlayStore heruntergeladen werden.

Die gesamte Nachbearbeitung des Filmmaterials wird nun in den jeweiligen Kleingruppen mit Hilfe der vorgeschlagenen Software durchgeführt. Dabei betreuen Sie die Gruppen und stehen mit Rat und Tat zur Seite. Am Ende kann, bei Bedarf, der geschnittene Clip noch mit Musik und Geräuschen nachvertont werden. Sind alle Kurz-Clips fertig produziert, können Sie die kleinen Filme über die App des gewählten Schnittprogramms über unterschiedliche Kanäle wie beispielsweise E-Mail oder Nachricht exportieren und auf dem Bildschirm der Wahl mit allen Beteiligten gemeinsam hinterher ansehen.

6. Präsentation der Clips

Projektwoche

Es gibt für die Schüler/-innen am Ende des Projektes nichts Aufregenderes, als die eigenen Clips gemeinsam anzusehen. Im Anschluss erörtern Sie mit den Schüler/-innen, was sie inhaltlich und medial gelernt haben. Besprechen Sie mit ihnen, welche künftigen Handlungsmuster im Umgang mit dem Handy möglich sind und von allen Beteiligten gemeinsam eingeübt werden können.
Tipp: Analog zu diesem Projektablauf ließen sich auch kleine Clips zu den Themen Mobbing, Sexting, Urheberrecht und Privatsphäre produzieren.

Links / Literatur / Material zum Thema

Filmbeispiele:
1. Ohne Handy trifft’s sich besser
2. Ohne Handy lernt‘s sich besser
3. Ohne Handy läuft’s sich besser
4. Ohne Handy isst’s sich besser

www.youtube.com/watch?v=VQgckpfhC9Y
qualiboXX – Kreative Medienarbeit – Handyfilm
Handys können im Bildungsbereich viel mehr sein als ein Mittel zur Ablenkung: Das Schulen-ans-Netz-Projekt qualiboXX zeigt, wie sich die Multifunktionsgeräte für die Produktion von Handyfilmen sinnvoll und kreativ einsetzen lassen und wie ein guter Handyfilm entsteht.

www.youtube.com/watch?v=-zrOLLVAwmk
Tutorial für Kinder: Video mit dem Smartphone drehen

www.youtube.com/watch?v=iNZAOj05Agk
‚Retter-TV‘: Video-Beispiele aus einem Medienprojekt an einer Grundschule

www.youtube.com/watch?v=IqHW8tpnYRk
Videoschneiden mit der App iMovie

www.mediencommunity.de/sites/default/files/pictures/mc20/video/MC20_VideoWorkshop_Storyboardvorlage.pdf
PDF-Vorlage für ein Storyboard

www.klicksafe.de
Hier finden pädagogische Fachkräfte viele hilfreiche Informationen und Materialien